Generaldirektor Dr. Ostermayer im Interview

Seit Anfang 2018 leitet der neue Generaldirektor Dr. Josef Ostermayer die Geschicke von Österreichs größtem gemeinnützigen Wohnungsunternehmen, der SOZIALBAU AG. Die Hauspost sprach mit ihm über Wohnbaupolitik, leistbares Wohnen und die Bedeutung des gemeinnützigen Wohnbaus.

Wie beurteilen Sie die Wohnbaupolitik in Wien?

Dr. Josef Ostermayer: Wien hat eine sehr lange Tradition beim geförderten sozialen Wohnbau. Diese Strategie hat dazu geführt, dass die große Wohnungsnot nach dem Krieg zu einem beträchtlichen Teil gelöst werden konnte. Und auch heute leisten die Stadtpolitik und die gemeinnützigen Bauträger einen wesentlichen Beitrag, dass Leistbarkeit und Qualität in hohem Maße gegeben sind. Rund die Hälfte aller Bewohner Wiens lebt im sogenannten sozialen Wohnbau, übrigens auch in Gebieten, die früher Villen vorbehalten waren.

Welche Rolle spielt dabei die SOZIALBAU AG?

Ostermayer: Die SOZIALBAU AG wurde 1954 gegründet und hat seit dem über 51.000 Wohnungen in Wien errichtet. Damit stellt die SOZIALBAU AG als Österreichs größtes gemeinnütziges Wohnungsunternehmen einen wesentlichen Faktor zur Stabilisierung des Wohnungsmarktes dar. Neben der laufenden Erhaltung und Verbesserung im Komfort unserer Wohnhausanlagen besteht unsere wesentliche Aufgabe in der Errichtung leistbarer und qualitätsvoller Wohnungen: Heuer werden wir mit voraussichtlich rund 2.200 in Bau befindlichen Wohnungen die höchste Neubauleistung in unserer Geschichte erreichen. Unser Ziel für die Zukunft ist es, weiterhin dem Bedarf entsprechend viele Wohnungen zu errichten.

Sozialer Wohnbau - was ist das für Sie?

Ostermayer: Leistbar, sicher, qualitätsvolle Architektur, umweltbewusst. Im Vordergrund steht, den Menschen Wohnungen zu Verfügung zu stellen, die eine hohe Qualität bieten und für die Bewohner erschwinglich sind. Auch müssen neue Wohnungen in entsprechender Zahl errichtet werden, schließlich wird Wiens Bevölkerung den Prognosen nach weiterwachsen. Ganz wichtig ist die soziale Durchmischung, um unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zusammen zu bringen. Deshalb wird auch für den Mittelstand gebaut und nicht nur für die finanziell Schwächsten. Vom hohen Baustandard und dem zwischenmenschlichen Frieden profitieren alle.

Was sind die Vorteile des gemeinnützigen Wohnbaus?

Ostermayer: Vor allem sind die Wohnungen im gemeinnützigen Bereich deutlich günstiger als im privaten Bereich. Sie werden unbefristet vermietet und bieten Sicherheit. Schließlich will man, wenn man von der Arbeit heimkommt, Ruhe finden. Das erwirtschaftete Vermögen kommt zweckgebunden der Schaffung neuen Wohnraums zugute.

Warum ist der gemeinnützige Wohnbau auch beim Thema des Zusammenlebens, der Integration wesentlich?

Ostermayer: Schon historisch gesehen setzt sich die Bevölkerung Wiens und Österreichs aus Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen. Auch heute stellen die Bewohner im Wohnbau einen Querschnitt der Bevölkerung dar. Dabei muss man sich der Frage stellen: Wie kann ein gutes gemeinsames Zusammenleben gewährleistet werden? Die SOZIALBAU setzt hier viele Initiativen, wie Kennenlerntreffen oder Sommerfeste. Denn wie heißt es so schön: Durchs Reden kommen die Leute zusammen. Mit dem “globalen Hof” in der Anton-Baumgartner-Straße haben wir bewusst ein Projekt für Menschen unterschiedlicher Herkunft initiiert, das einen Meilenstein im interethnischen Zusammenwohnen darstellt. Damit gewinnen wir auch Erkenntnisse, wie sich das Zusammenleben weiter verbessern lässt.